Übung im Wintersemester 2010/11
Dr. Axel Doßmann

Die Hirschberger Saalebrücke
Medialisierungen deutscher Grenzen zwischen 1936 und 2011


Wie in einer historiografischen Werkstatt soll in diesem Seminar geübt werden, was zum Handwerk von Historikern gehört: Kritik, Kontextualisierung und Interpretation von historischen Quellen. Hier geht es vor allem um Dokumente, die sich als Spuren für den Umgang mit deutscher Geschichte in Medien und Öffentlichkeit entziffern lassen. Der Gegenstand ist die Hirschberger Saalebrücke auf der Autobahn München-Hof-Berlin. Das Bauwerk wurde 1936 erbaut, 1945 gesprengt, 1966 rekonstruiert und heißt heute „Brücke der Einheit“. Die Trümmer lagen bis 1964 auf der „Zonengrenze“ zwischen Ost und West. Bonner Politiker sahen in einem Baustellenzaun eine zweite „Berliner Mauer“. Aber weder Ost noch West wollten das Hakenkreuz im Mauerwerk bis 1990 erkennen. 

Die Repräsentationen der Brücke und die Quellen zum gesellschaftlichen Umfeld – Baupläne, Gemälde, Briefmarken, Postkarten, Zeitungsartikel, Geheimdienstfotografien, Tagesschauberichte, Verhandlungsprotokolle, Broschüren, Fotoalben, Brigadetagebücher, Zeitzeugen-Interviews, ein Roman, ein Dokumentarfilm – haben denkbar unterschiedliche Provenienzen, empfehlen methodische Vielfalt und theoretische Offenheit. Schreibübungen sind Teil der arbeitsintensiven Werkstatt für maximal 20 Studentinnen und Studenten ab dem 5. Semester.